Darf ich Sport machen, wenn ich Schwanger bin?

Als Mutter kenne ich das Gefühl der Unsicherheit sehr gut. Wir wünschen uns, dass alles gut geht. Wir wollen vor allem, dass es unserem Kind gut geht. Wir fragen uns oft, was wir dürfen und was wir nicht dürfen.

Das Unsicherheitsgefühl und die Ängste sind normal.

Wissenschaftler sind diesen Ängsten / Unsicherheiten nachgegangen. Sie haben viele Frauen während ihrer Schwangerschaft beobachtet.  Sie sind zu dem Schluss gekommen, dass während einer gesunden Schwangerschaft eine Frau und ihr Baby vom Sport profitieren können (Mottola et. al, 2018). Allerdings: Nicht jeder Sport wird als sicher eingestuft! Und, nicht jede Schwangere sollte intensiven Sport machen!

Die Wissenschaftler haben eine Leitlinie geschrieben, an der wir uns orientieren können. Diese gibt es aber nur auf Englisch. Leider gibt es bis heute (Stand: Januar 2022) keine deutsche Leitlinie für den Sport in der Schwangerschaft. Die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V. hat aber eine Leitlinie für Adipositas und Schwangerschaft (Stand: 2019) herausgegeben [4]. In dieser Leitlinie werden die Empfehlungen aus dem American College of Obstetricians and Gynecologists beschrieben.

Ich orientiere mich auch bei meinen Sport- Stunden die speziell für Schwangere entworfen wurden, an den Vorgaben des American College of Obstetricians and Gynecologists (2020/2021) und der Canadien Guideline (2019). Ganz unten findest du die Quellen im Detail, falls du sie selbst lesen möchtest.

Was steht in den Leitlinien?

Wenn keine Kontraindikationen vorliegen, gibt es keine Assoziation zwischen körperlicher Aktivität und Frühgeburt, Totgeburt, niedrigem Geburtsgewicht des Babys oder Geburtskomplikationen (Mottola et. al, 2018, S. 1339).

Im Klartext: Wer eine gesunde und normalverlaufende Schwangerschaft hat, darf Gesundheits- Sport schon ab dem ersten Tag der Schwangerschaft machen [3].

Aber, was ist, wenn die Schwangerschaft leider nicht zu den sorgenfreien Schwangerschaften gehört? Sollte ich gar nichts machen? Dafür gibt es in den Leitlinien auch Empfehlungen darüber, wann Sport in der Schwangerschaft mit Vorsicht zu treiben ist oder eben gar nicht empfohlen wird. Diese Info habe ich für dich zusammengefasst.

Bevor ich dir die Info aus den Leitlinien gebe, beachte bitte: Jede Frau ist anders – was für eine Frau gut ist, kann für eine andere wiederum nicht gut sein. Es muss von Fall zu Fall entschieden werden. Die Fachkräfte, die dich betreuen, kennen deine Situation besser. Sie sind die geeigneten Personen, die dir helfen können, eine Entscheidung darüber zu treffen, ob du Sport machen solltest oder nicht.

Die Leitlinien sind nur eine ORIENTIERUNG und kein Entscheidungskriterium für deine Situation!

Und nicht zuletzt, verändern sich die Leitlinien immer wieder, da diese auf den aktuellen Stand der Forschung angepasst werden müssen. Es kann sein, dass du eine Frau kennst, die zum Beispiel zu Dir sagt: „Aber der Arzt hat es mir damals während meiner Schwangerschaft verboten! Das ist gefährlich!“ Ja, damals wurde der Sport vielleicht anders gesehen. Heute hat die Forschung aber neue Erkenntnisse! So funktioniert Wissenschaft (früher dachten die Menschen auch, die Erde wäre eine Scheibe). Neue Erkenntnisse gewinnen und den Kurs korrigieren!

Nun hier die Empfehlungen:

Absolute Kontraindikationen [1].
In den folgenden Fällen, sollte generell eher auf Sport in der Schwangerschaft verzichtet werden:

  • Vorzeitiger Blasensprung
  • Frühzeitige Wehen
  • Unerklärliche Blutungen
  • Placenta Praevia nach der 28. Woche
  • Präeklampsie
  • Cervixinsuffizienz (vorzeitige Verkürzung des Gebärmutterhalses)
  • Cerclage
  • Intrauterine Wachstumsrestriktion (wenn ein ungeborenes Kind nur verzögert wächst / fetale Minderversorgung)
  • Mehrlings- Schwangerschaft
  • Unzureichend kontrollierte Diabetes Typ-1
  • Unzureichend kontrollierter Bluthochdruck
  • Unzureichend kontrollierte Schilddrüsen- Erkrankungen
  • Schwerwiegende Herz- oder Lungenerkrankungen
  • Schwerwiegende orthopädische Erkrankungen

Relative Kontraindikationen beim Sport in der Schwangerschaft [2].
In diesen Fällen sollte mit dem behandelnden (Frauen-) Arzt die Vorteile mit den Risiken abgewogen werden, um eine Entscheidung zu treffen, ob Gesundheits- Sport betrieben werden darf:

  • Zwillings- Schwangerschaft nach der 28. Woche
  • Wenn die Frau schon eine Früh- oder Fehlgeburt hatte
  • Bei Bluthochdruck
  • Bei Schilddrüsenerkrankung
  • Bei Essstörungen
  • Bei Unterernährung oder Mangelernährung
  • Anämie
  • Milde / moderate Erkrankungen von Herz- Kreislauf / Lunge
  • Andere wichtige Konditionen, die hier nicht erwähnt sind – es ist leider nicht möglich alle möglichen Konditionen aufzulisten. Deshalb ist der Rat des behandelnden (Frauen-) Arztes immer ausschlaggebend!

Ich habe es nach bestem Wissen und Gewissen aus der Leitlinie übersetzt. Es gilt immer die Info aus dem Originaldokument auf Englisch.

Einmal im Jahr werde ich überprüfen, ob es Änderungen gibt und diesen Beitrag entsprechend aktualisieren. Oben findest du das letzte Datum der Aktualisierung und unten die Quellen (mit Verlinkungen) falls du oder dein Arzt diese lesen möchte.

Quellen:

[1] Mottola et. al (2018). Canadian guideline for physical activity throughout pregnancy. In: Journal of Obstetrics and Gynecology Canada, Heft 40, Vol. 11, Seiten 1549–1559. https://bjsm.bmj.com/content/52/21/1339;

[2] American College of Obstetricians and Gynecologists (2020). Physical Activity and exercise during pregnancy and the postpartum period. ACOG Committee Opinion No. 804. Obstetrics & Gynecology Heft 135, Vol. 4, Seiten e178–e188. https://www.acog.org/clinical/clinical-guidance/committee-opinion/articles/2020/04/physical-activity-and-exercise-during-pregnancy-and-the-postpartum-period

[3] American College of Obstetricians and Gynecologists (2021). ACOG Committee Opinion No. 804. Physical Activity and exercise during pregnancy and the postpartum period: Correction. Obstetrics & Gynecology Heft 138, Vol. 4, Seite 683. doi: 10.1097/AOG.0000000000004558

[4] Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) e.V. (2019). Leitlinienprogramm Adipositas und Schwangerschaft. Version 1.2. AWMF- Registernummer 015-081. https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/015-081.html

 

 

 

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